Pressemitteilung

Günter Baumann

Mitglied des Deutschen Bundestages

 

Berlin, 10.09.2012

 

   

   

MdB Günter Baumann bei Marienberger Soldaten in Afghanistan
 

In ganz Afghanistan und allen Regionen, in denen deutsche Soldaten im Auslandseinsatz sind, ertönte letzte Woche vom Soldatensender „Radio Andernach“ das Steigerlied. Bei einem Kurzbesuch des Senders im Feldlager Masar-e Scharif hatte sich dies der Bundestagsabgeordnete Günter Baumann als Gruß aus der Heimat speziell für die aus dem Erzgebirge in Afghanistan stationierten Soldaten gewünscht.

Baumann war mit weiteren 6 Bundestagsabgeordneten und dem parlamentarischen Staatssekretär im Verteidigungsministerium, Thomas Kossendey, vom 4. bis 6.9. nach Afghanistan gereist. Mit einer Stunde Verspätung konnte die Regierungsmaschine in Berlin starten, da Russland zunächst keine Überfluggenehmigung gegeben hatte. Ziel war das Feldlager Masar-e-Sharif im Norden Afghanistans, wo ca. 6.500 Soldaten aus 17 Ländern stationiert sind, unter ihnen etwa 4.000 Deutsche und davon 40 vom Standort Marienberg.

Zweck der Reise war, dass sich die Politiker über die Lage vor Ort informieren und mit Soldaten aus dem eigenen Wahlkreis ins Gespräch kommen. Baumann, der bereits 2005 in Afghanistan war, nutzte die Möglichkeit gern. Die Abgeordneten nahmen als erstes an einem Gedenkgottesdienst für die gefallenen Soldaten aller Länder in Afghanistan teil. Anschließend wurden die Politiker vom Kommandeur des Regionalkommando Nord, Generalmajor Pfeffer, über die aktuelle Lage informiert und konnten im Lager die wichtigsten Einrichtungen besuchen. Hierunter zählten die Möglichkeiten der Kampfmittelbeseitigung, der Einsatz des unbemannten Aufklärungsfliegers HERON und das hochmoderne Krankenhaus mit 21 Ärzten. In einer Diskussion mit Polizisten erfuhren die Politiker mehr zur Polizeiausbildung. Zurzeit sind im Lager 92 deutsche Polizisten von Bundespolizei und den Ländern mit der Ausbildung afghanischer Polizeiausbilder beschäftigt. Ziel ist es in dieser Nordregion 15.000 afghanische Polizisten auszubilden. Größtes Problem dabei ist, dass mehr als 60 % der Auszubildenden nicht Lesen und Schreiben können.

Höhepunkt des Besuches in Afghanistan war für Baumann das Zusammentreffen mit den sächsischen Soldaten, die in Marienberg stationiert sind. Zum Gespräch konnten acht Soldaten aus den Wohnorten Tannenberg, Amtsberg, Burghardtsdorf, Dittmannsdorf und Dresden kommen, unter ihnen der Kommandeur des Marienberger Standortes, Oberstleutnant Linne. Hohe Anerkennung bekam Baumann von den Soldaten, weil er als einer der wenigen Politiker sich einen Eindruck von der Stationierung der Soldaten vor Ort verschafft. Übereinstimmende Meinung der Soldaten war Zufriedenheit mit den Bedingungen im Lager aber auch Skepsis über den Gesamterfolg der Mission. Ein Soldat brachte für alle zum Ausdruck: “Wir lernen hier im Auslandseinsatz wieder unsere Heimat Deutschland zu schätzen, grüne Wiesen, die Sicherheit, eine funktionierende Verwaltung oder die gesundheitliche Versorgung. Viele Deutsche kritisieren von einem sehr hohen Niveau aus.“ Als Problem sprachen die Soldaten an, dass sie sich eine größere Wertschätzung des Soldatenberufs in Deutschland wünschten. Auch gibt es ein Informationsdefizit für den Stationierungsort, da zum 31.10.2012 die ersten Standorte in Afghanistan durch den beginnenden Rückzug der Deutschen bis 2014 aufgegeben werden. Hauptproblem ist nach wie vor die unzureichende und kostenintensive Kommunikation mit der Heimat. Baumann hatte in diesem Jahr eine Petition eines Soldaten im Auslandeinsatz zum kostenlosen Telefonieren und der Internet-Nutzung in die Heimat bearbeitet und an die Bundesregierung überwiesen mit der Forderung, Abhilfe zu schaffen. Hier ist jetzt das Verteidigungsministerium gefordert.

Fazit von Günter Baumann nach dem Truppenbesuch: „Unsere deutschen Soldaten leisten unter extremen Bedingungen von mehr als 35 Grad und großen persönlichen Entbehrungen in diesem Land einen hervorragenden Beitrag in der internationalen Staatengemeinschaft. Die Sicherheitslage im Norden Afghanistans ist nicht stabil, jedoch gibt es seit 2010 keine koordinierten Angriffe der Taliban mehr. Es ist richtig, dass der Deutsche Bundestag den schrittweisen Abzug der deutschen Truppen beginnend in diesem Jahr bis 2014 beschlossen hat. Eine Verbesserung der Lage der Menschen im Land konnte erreicht werden, vor allem für Kinder auf dem Gebiet der Bildung und der Infrastruktur. Von der ursprünglichen Zielstellung, den Terrorismus zu beseitigen und das Land zu befrieden sind wir aber weit entfernt. Wir müssen auch zur Kenntnis nehmen, dass Afghanistan keine Demokratie nach unserem mitteleuropäischen Vorbild werden wird. Ein deutscher General sagte mir wörtlich – der afghanische Kalender zeigt das Jahr 1391 und die Gesellschaft ist eine Ehre- und Rachegesellschaft.“

 

 






Baumann in Mazār-i Scharīf