Pressemitteilung
Günter Baumann
Mitglied des Deutschen Bundestages
Berlin, 04.07.2014
MdB Günter Baumann: „Unterwegs in Sachen Sicherheit“
Reisebericht Bulgarien und Rumänien vom 15. -20. Juni 2014
Im Zeitraum vom 15. - 20. Juni 2014
reisten für den Innenausschuss des Deutschen Bundestages sechs
Bundestagsabgeordnete aller Fraktionen nach Bulgarien und Rumänien, um sich vor
Ort über den Kampf gegen Organisierte Kriminalität, die Flüchtlings- und
Asylpolitik und Maßnahmen zur Korruptionsbekämpfung ein Bild zu machen.
Unter der Leitung von Günter Baumann (CDU) kam die Delegation mit vielen
hochrangigen Gesprächspartnern aus Regierung und Parlamenten der beiden Länder
zusammen. Es kamen alle Themen des Reiseprogramms, auch einige brisante, zur
Sprache.
In beiden Ländern teilten die deutschen Botschafter ihr Wissen über die aktuelle
politische Lage den Abgeordneten mit.
Bei einem Besuch der bulgarisch-türkischen Grenze am Grenzübergang Lessovo, ca.
25 km von der Regionaldirektion in Elhovo entfernt, konnten sich die
Delegationsteilnehmer in Begleitung des stellvertretenden Innenministers, Plamen
Angelov, und des deutschen Botschafters, Matthias Höpfner, über die technische
Ausstattung der Grenzanlagen informieren. Außerdem konnte ein Gespräch mit
deutschen Bundespolizeibeamten geführt werden, die im Rahmen des
FRONTEX-Einsatzes Unterstützungsarbeit leisten.
Überraschend für die deutschen Politiker war, dass in einem 10 km langen
Abschnitt der grünen Grenze Stacheldrahtzäune von etwa 4 Metern Höhe und 1,5
Metern Breite neu errichtet wurde. In den Bereichen außerhalb des Zaunes sind
alle 100 Meter Grenzposten und Kameras für eine rund-um-die-Uhr Bewachung
aufgestellt. In einer zentralen Leitstation werden die Bilder Tag und Nacht
ausgewertet. Aufgriffe von illegalen Zuwanderern ist laut dem bulgarischen
Ministerium von 2013 auf 2014 sehr stark zurück gegangen. Die Vielzahl von
Illegalen, die jetzt nach Bulgarien kommen, werden ausnahmslos durch Schleuser
gegen Zahlung von sehr hohen Geldbeträgen in das Land gebracht.
Asylbewerber werden zunächst in einem zentralen Lager erfasst und anschließend
auf Asylheime im Land verteilt. Dort wird dann eine entsprechende Bearbeitung
des Asylverfahrens eingeleitet und durchgeführt. Die Bearbeitungsdauer soll
hierbei nicht länger als sechs Monate betragen. Das Aufnahmelager in Elhovo
konnte besichtigt werden. Die Ausstattung des Lagers war wesentlich schlechter
als vergleichbare Einrichtungen in Deutschland.
Mit dem Vizepremierminister und Innenministers Bulgariens, Tsvetlin Yovchev,
sowie mit Mitgliedern mehrerer Ausschüsse wurden Fragen zur Organisierten
Kriminalität und zu einer besseren Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden über
Ländergrenzen hinweg erörtert.
In einer Gesprächsrunde mit mehreren Vertretern von
Nicht-Regierungsorganisationen (kurz NGOs), wie Caritas Bulgarien, Bulgarisches
Rotes Kreuz, Bulgarisches Helsinki Komitee und Vertretern von UNHCR, erfuhren
die Abgeordneten des Deutschen Bundestages von nicht vertretbaren Zuständen bei
der Behandlung von Minderheiten durch den Staat, aber auch von Übergriffen unter
den Minderheiten.
Ein Höhepunkt in Bulgarien war durchaus der Empfang durch den Staatspräsidenten
Rossen Assenow Plewneliew. Das Gespräch bestritt das Regierungsoberhaupt in
perfektem Deutsch. Er berichtete, dass genau an diesem Tag eine Regierungskrise
durch Bekanntgabe von Neuwahlen im 3. Quartal diesen Jahres abgewendet werden
konnte.
Nach einer Weiterreise der Delegation nach Bukarest trafen sich die deutschen
Abgeordneten auch hier mit Vertretern der Regierung und des Parlamentes zu
Gesprächen zu Themen wie der Kriminalität im eigenen Lande aber auch zu
rumänischen Banden, die in Deutschland Verbrechen verüben. Darüber hinaus wurde
die Problematik der rumänischen Roma, die als Wirtschaftsflüchtlinge in
deutschen Großstädten Zuflucht suchen, thematisiert. Ein großes Problem ist die
Einwanderung von Roma nach Deutschland, da viele von Ihnen allein mit dem Ziel
einreisen, Straftaten zu begehen. Zu diesen Straftaten zählen Schwarzarbeit,
Prostitution und organisiertes Betteln.
Zentrales Thema auf rumänischer Seite war stets die Forderung nach einer
schnellen Vollmitgliedschaft im Schengenraum. Rumänien hat bei der Bekämpfung
von Korruption im Land erste Fortschritte durch die Gründung einer
Integritätsbehörde erzielt. Bereits über 30 Abgeordnete verloren aufgrund von
nachgewiesener Korruption ihr Mandat. Des Weiteren laufen derzeit auch Anklagen
gegen einige Minister.
Beeindruckend war der Gang durch den rumänischen Parlamentspalast, dem
zweitgrößten Gebäude der Welt. Diesen Protzbau hatte der damalige Diktator
Nicolae Ceaușescu unter Abriss eines ganzen historischen Stadtviertels der Stadt
Bukarest mit mehreren Kirchen und Synagogen zu Zeiten absoluter Armut und
Hungersnot im Lande errichten lassen. Die Bausumme und die genaue Anzahl der
Räumlichkeiten ist bis heute unbekannt.
Ein weiterer Höhepunkt der Reise war der Besuch der Stadt Timișoara (deutsch
Temeschburg).
Die ca. 400.000 Einwohner zählende Stadt wird seit Jahrzehnten durch eine
deutsche Minderheit geprägt. Gespräche mit Vertretern des deutschen Forums
brachten viele interessante Informationen über die Geschichte und die hohe
Wertschätzung der Deutschen in der Stadt. Über 100 deutsche Firmen tragen
entscheidend dazu bei, dass die Arbeitslosenquote in Timișoara derzeit bei unter
zwei Prozent liegt.
Bei der Besichtigung des UNHCR-Flüchtlingslagers in Timișoara sahen die
Bundestagsabgeordneten ein sehr gut ausgestattetes Vorzeigeobjekt, dass kaum die
Realität in andere Flüchtlingsunterkünften widerspiegelt.
Bereits in der Hauptstadt Bukarest wurden die Abgeordneten zu einem derartigen
Vorzeigeobjekt geführt. Dies sollte den deutschen Delegierten wohl den
sinnvollen Umgang mit den europäischen Fördergeldern verdeutlichen.
Die Delegation wurde in beiden Staaten stets freundlich empfangen. Die für uns
brennenden Themen wurden ernsthaft diskutiert und wir haben unseren
Gesprächspartner unsere Position immer deutlich gemacht. Dem Bestreben beider
Länder – Rumänien und Bulgarien – zur Schengenvollmitgliedschaft haben wir die
noch zu erfüllenden Kriterien der EU gegenübergestellt. Die Abgeordneten
äußerten ihre Forderungen nach dringenden weiteren positiven Schritten auf den
Gebieten der Innenpolitik und Justiz, im Besonderen im Kampf gegen Korruption.
Mit der Umsetzung weiterer Maßnahmen sind Rumänien und Bulgarien auf einem guten
Weg zu funktionierenden Demokratien und auf einem guten Weg nach Europa.
MdB Günter Baumann mit einer FRONTEX-Streife,
einer deutschen Bundespolizeibeamtin und eines bulgarischen Grenzschützers
neu errichteter Grenzzaun zwischen Bulgarien und der Türkei
Empfang der Delegation im Flüchtlingslager in Sofia, landestypisch mit Brot und
Salz
Delegation beim Innenminister der Republik Bulgarien, Tsvetlin Yovchev
Günter Baumann im Gespräch mit dem bulgarischen Staatspräsidenten Rossen Assenow
Plewneliew