Pressemitteilung
Günter Baumann
Mitglied des Deutschen Bundestages
Berlin, 23.04.2009
Unterwegs in Sachen Menschenrechte
-MdB Günter Baumann vor Ort in China-
Vom 14.-20. April 2009 reiste der erzgebirgische Bundestagsabgeordnete Günter
Baumann (CDU) mit weiteren sechs Abgeordneten der Ausschüsse für Petitionen,
Menschenrechte und wirtschaftliche Zusammenarbeit in die Volksrepublik China.
Ziel der Reise war unter anderem die Erörterung der Themen Menschenrechte,
Schutz von Minderheiten, Todesstrafe und Organhandel. Zu diesen Thematiken
liegen auch Petitionen im Deutschen Bundestag vor.
Die Politiker trafen hochrangige Gesprächspartner in Peking z.B. des
Außenministeriums, der kommunistischen Partei Chinas, dem Rechtsamt des
Staatsrates und Mitgliedern des Nationalen Volkskongresses. „Ein seltsames
Gefühl war es schon im großen Sitzungssaal des Nationalen Volkskongresses am
Platz des himmlischen Friedens mit den Abgeordneten der kommunistischen Partei
unsere kontroversen Meinungen auszutauschen“ sagte Günter Baumann.
Auffällig war, dass ein Tag vor Ankunft der deutschen Abgeordneten in China die
kommunistische Partei einen Aktionsplan zur Verbesserung der Menschenrechte im
Land veröffentlicht hatte. Die Vorschläge des Planes, der jedoch nur eine
zweijährige Gültigkeit besitzt, sind für uns in Deutschland Grundrechte und
Selbstverständlichkeiten, wie z.B. die Abschaffung der Folter zur Erlangung
eines Geständnisses oder die zaghaften Überlegungen eventuell in mittelbarer
Zukunft von der Todesstrafe abzusehen.
In allen Gesprächen haben die deutschen Politiker klare Positionen zu den Themen
der Reise ausgesprochen und mussten überall feststellen, dass es sowohl offene
Diskussionen gab, jedoch aber auch klare Grenzen, die in China als „rote Linie“
festgeschrieben sind.
Dazu gehört, dass es im Land keine Demokratie, keine Pressefreiheit, kein
Streikrecht, eine Zensur des Internets, eine ständige Anwendung der Todesstrafe
und eine Administrativhaft in einem Umerziehungslager von bis zu drei Jahren
ohne jeglichen Gerichtsbeschluss gibt. Der Bürger ist praktisch rechtlos.
Klare Prinzipien der Politik in China sind zum einen die Ein-Land-Politik, dies
bedeutet, dass es keine Sondergebiete wie Taiwan oder Tibet nach ihrer
Auffassung gibt, und zum anderen die Ein-Kind-Politik, bei der erhebliche
Strafen für die Eltern erfolgen bei Geburt eines 2. Kindes.
Nach zweitägigem Aufenthalt in Peking teilte sich die Delegation in eine Reise
nach Tibet und in die Provinz Xinjiang, vier Flugstunden westlich von der
Hauptstadt Chinas entfernt, auf. Diese Provinz Xinjiang ist flächenmäßig dreimal
so groß wie die Bundesrepublik Deutschland und wird von 55 verschiedenen Ethnien
( Volksgruppen) bewohnt.
Da Günter Baumann einige Petitionen speziell der uigurischen Minderheit zu
bearbeiten hat, nahm er an der Reise nach Urumqi, der Hauptstadt der Provinz
Xinjiang teil. Auch dort gab es Gespräche mit hochrangigen Vertretern der
Provinzregierung, der Staatsanwaltschaft, der Gewerkschaft und des
Gesundheitsamtes. Die deutschen Politiker sprachen die gleichen Themen der
elementarsten Einhaltung der Menschenrechte und den Schutz der Minderheiten an
und bekamen ebenso wie in Peking die klaren Grenzen des kommunistischen Chinas
zu spüren.
Auf mehrfache Forderung von Günter Baumann gelang es ein Petitionsbüro zu
besuchen und mit den Beschäftigten vor Ort ins Gespräch zu kommen. Diese
Beschwerdestelle war eine Abeilung der Staatsanwaltschaft und wurde von
Uniformierten geführt. Somit ist dies eine staatlich gelenkte Alibibehörde, die
den Bürgern mit ihren riesigen Problemen aus systembedingten Gründen nicht
helfen kann bzw. will.
Bei einem Gespräch mit dem Wirtschaftsberater der Provinzregierung erfuhren die
deutschen Politiker die Grundzüge der chinesischen Energie- und
Wirtschaftspolitik, die dabei jedoch vollständig die sozialen Probleme der
Menschen und den Umweltschutz ignoriert.
In Urumqi hatten die Politiker die Möglichkeit eine evangelische Kirchgemeinde
zu besuchen und lernten auch dabei die Grenzen der freien Religionsausübung
kennen. Es sollte nicht nur eine Geste, sondern ein Signal sein als die
Bundestagsabgeordneten Frau Gabriele Lösekrug-Möller (SPD) und Günter Baumann
(CDU) gemeinsam mit der uigurischen Gemeindevorsteherin am Altar ihrer vor
wenigen Jahren neu erbauten Kirche ein Vaterunser beteten. Die gleichen Grenzen
der freien Religionsausübung erfuhren die Abgeordneten auch in einer staatlich
finanzierten Koranschule, in der die uigurischen Koranlehrer im Sinne einer
klaren Haltung zum kommunistischen System Chinas ausgebildet wurden.
Höhepunkt des Aufenthaltes in Xinjiang war für die Mitglieder des Deutschen
Bundestages das Gespräch mit den Studierenden und jungen Lehrkräften der
juristischen Fakultät der Universität. Beeindruckend war das Wissen über
internationale rechtliche Standards, insbesondere der Menschenrechte. Vor diesem
Hintergrund wurden die Mängel des eigenen Rechtssystems beschrieben. So wurde
die Abschaffung der Todesstrafe von den Gesprächsteilnehmern als realistische
und wünschenswerte Perspektive dargestellt. Gerne unterstützen die Abgeordneten
deren Wunsch nach mehr Information über den Rechtsstaatsdialog und eine
Einbindung in den akademischen Austausch über Menschenrechte.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass der Kontakt mit China trotz
unterschiedlicher Auffassungen auf den meisten Gebieten aufrecht gehalten werden
muss. Das Land ist mit 1,3 Milliarden Einwohner, seinem Wirtschaftswachstum und
seiner weltpolitischen Rolle ein wichtiger strategischer Gesprächspartner.
Günter Baumann: „ Mir hat es bei allen Kontroversen Mut gemacht, dass junge
Menschen an den Universitäten sich zunehmend auf internationale und insbesondere
europäische Rechts- und Demokratiesysteme bei ihrem Studium konzentrieren und
die Lücken im chinesischen Demokratieverständnis realistisch aufzeichnen können.
Dies könnten, vorsichtig ausgedrückt, erste Schritte für Reformen für die
nächsten Generationen in China bedeuten. Darüber hinaus erkenne ich hoch an,
dass wir Politiker trotz der verschiedenen Demokratieauffassungen und kritischen
Fragen zum Thema Menschenrechte auf allen staatlichen Ebenen zum Dialog
eingeladen waren.“
Am Ende ist zu bemerken, dass die Funktionäre der Kommunistischen Partei und der
Bürger an sich verschiedene Perspektiven zu der Zukunft Chinas einnehmen. Denn
bei dem chinesischen Volk ist längst die „kommunistische Ideologie einem neuen
Konsumdenken“ gewichen.
Fotos:
Metropole Peking
die Abgeordneten des Petitionsausschusses in Rechtsamt des Staatsrates in
Peking:
MdB Günter Baumann (CDU), MdB Gabriele Lösekrug-Möller (SPD), MdB Heidrun Bluhm
(Die Linke)
vor der verbotenen Stadt:
MdB Holger Haibach (CDU), MdB Günter Baumann (CDU),
MdB Ute Koczy (Bündnis 90/Die Grüne), MdB Gabriele Lösekrug-Möller (SPD),
MdB Burkhardt Müller-Sönksen (FDP), MdB Heidrun Bluhm (Die Linke), MdB Jürgen
Klimke (CDU)
Petitionsbüro der Staatsanwaltschaft
evangelische Gemeindevorsteherin, MdB Gabriele Lösekrug-Möller (SPD), MdB Günter
Baumann (CDU)
Markttreiben in Urumqi