04.04.2014

 

 
Erfahrungsbericht des PPP-Patenkindes Franziska Glück
über ihren USA-Aufenthalt im Programmjahr 2012/2013



Nach ihrer Rückkehr aus den USA und einer ersten Phase des Wiedereinlebens verfassen die Stipendiatinnen und Stipendiaten ihren Erlebnisbericht. Die jungen Berufstätigen verfassen in der Regel zwei Berichte, einen über ihre College-Phase und einen weiteren über ihre Erfahrungen während des Praktikums in den USA.
Diese Erlebnisse geben allen Programmbeteiligten - Abgeordneten, Bundestagsverwaltung und Austausch-organisationen - wichtige Hinweise über den Verlauf und Möglichkeiten der Weiterentlicklung des PPPs.

 

 

 

 

"An Exchange year isn't a year in your life, it's a life in a year."- unknown

"Ein Austauschjahr ist kein Jahr in deinem Leben, es ist ein Leben in einem Jahr."-unbekannt

 

Vor fast genau einem Jahr brach ich auf zum wohl aufregendsten Abenteuer meines bisherigen Lebens. Ein Jahr, 12 Monate, 365 Tage. Das klingt sehr lang, aber die 10  Monate USA haben mir gezeigt, dass man jeden Moment genießen soll, da die Zeit sehr schnell vergeht.

"Ein Leben in einem Jahr" ist für manche kaum vorstellbar, aber für Austauschschüler Realität. Man lebt in einem anderen Land, mit anderer Kultur, fremder Familie, Umgebung und Schule. Kurzum (fast) alles ist anders und fremd.
Mein Gastvater fragte mich einmal, ob man verrückt sein müsste, einfach so sich in den Flieger zu setzten und von heute auf morgen mit einer doch völlig fremden Familie leben zu müssen. Lachend antwortete ich: "Vielleicht ein bisschen?" Aber wem tut ein bisschen Verrücktheit denn nicht gut? Außerdem setzte ich mich ja nicht einfach so in den Flieger, denn wir waren ja sehr gut auf unserer Austauschjahr vorbereitet und man konnte sich ein bisschen erahnen was auf einem zukommt.

 


Frühstück am Weihnachtsmorgen bei meinen Gastgroßeltern in Pennsylvania

 

Das Leben mit einer Gastfamilie zeigt einem nicht nur die Kultur oder den sogenannten "American way of life", man erlebt auch einmal den Alltag einer anderen Familie, der von dem eigenem Lebensstil sehr abweichen kann. So durfte ich endlich einmal große Schwester sein und Verantwortung für meine 11- und 13jährigen Gastbrüder übernehmen. Einer meiner Gastbrüder war noch dazu Autist, was die Erfahrung nur noch lehrreicher und einzigartiger macht. Zusammen mit meiner Gastfamilie haben ich sehr viel unternommen und eine tolle Zeit verbracht. Als ich meine Gastgroßeltern in Pennsylvania besuchte, sagten sie mir: "Jetzt hast du auf jeder Seite des Ozeanes eine Familie und ein Zuhause."

Den größten Teil eines Austauschjahres macht der SchuIbesuch an einer amerikanischen High School aus. Mit ca. 3000 Schülern war diese zwar so groß wie mein ganzer Heimatort in Deutschland, aber dementsprechend auch umso erlebnisreicher und aufregender.
Am Anfang des Schuljahres war es nicht ganz leicht Fuß zufassen und Freunde zu finden, aber Mitglied im Schulbasketballteam zu sein hat mir sehr geholfen. Es war eine unglaublich gute Erfahrung Teil eines solch tollen Teams zu sein. Außerdem fand ich recht schnell meine Freundin Fairouz, eine Austauschschülerin aus Ägypten. Gemeinsam mit ihr lernte ich nicht nur den "American way of life" kennen, auch noch ägyptische und muslimische Traditionen.

 


Mein Basketballteam

 

Der amerikanische High School Alltag unterscheidet sich sehr vom Schulalltag in Deutschland. In Amerika darf sich jeder Schüler seinen Stundenplan selbst zusammenstellen, natürlich müssen gewisse Pflichtfächer wie Englisch, Mathe, Geschiche und Naturwissenschaften belegt werden, aber ansonsten ist viel Platz für das Ausleben eigener Stärken und Interessen. So probierte ich mich zum Beispiel im Debatieren, Kunst, Basketball und Fußball aus. Da man jedes Schuljahr nur 8 verschiedene Fächer belegt, werden diese auch sehr intensiv behandelt und ausgeübt. Dazu kommt, dass man, wenn man sich in der Schule etwas engagiert und in den Schulteams ist, den Tag von früh um 9 bis abends um halb 7 in der Schule verbringt. Anschließend kommen noch die Hausaufgaben dazu. Aber all das bringt auch gewisse Vorteile mit sich. So verzeichne ich zum Beispiel erfolgreiche Teilnahmen an so manchen Kunstwettbewerben und auch Erfolge mit dem Basketball- und Fußballteam.

Die Teilnahme am PPP ermöglichte mir ein tolles Jahr in den Vereinigten Staaten, unbezahlbare Erlebnisse und Einblicke in das Leben an der anderen Seite des Ozeans. Außerdem hatte ich die Möglichkeit auch Reisen mit meiner lokalen Betreuerin zu unternehmen und so Texas noch näher kennen zu lernen. Des weiteren traf ich Repräsentanten des amerikanischen und texanischen Congress und Senates und Bundestagsabgeordnete mit denen ich mich über mein Jahr austauschte.

 


Andere Austauschschüler und ich im Texas State Capitol

 

Am 12. Juni 2013 musste ich Abschied nehmen von meinem Leben in den USA. Über das Jahr hinweg habe ich eine zweite Familie bekommen, Austin zu meiner zweiten Heimat erklärt und viele neue Freunde gefunden.

Ich hoffe, dass ich irgendwann einmal wieder meinem Leben auf der anderen Seite der Welt einen Besuch abstatten kann.

Mein Austauschjahr war eine der besten Erfahrungen die ich je hatte. Ich habe mich nicht nur kulturell, sondern auch persönlich weiterentwickelt. Ich habe gelernt Verantwortung zu übernehmen, selbstbewusst zu sein, wie man mit einer fremden Kultur umgeht und natürlich was es heißt, ein Land zu repräsentieren, denn viele meiner amerikanischen Freunde kennen nur eine Deutsche und das bin ich.

Abschließend möchte ich mich noch ganz herzlich bei dem Deutschen Bundestag, ganz besonders meinem Abgeordneten Herrn Baumann und dem Amerikanischen Congress bedanken, die mir diese einmalige Erfahrung erst ermöglicht haben. Besonderer Dank gilt meinen Austauschorganisationen - Experiment e.V. und CIEE und natürlich meiner Gastfamilie.

 

Franziska Glück