03.07.2009
Eine Woche Wahlkreis in der Erzgebirgsregion
Im Rahmen des fünfmonatigen Praktikums im Deutschen Bundestag, dass durch das
IPS- Programm ermöglicht wurde, ist auch die Reise im Wahlkreis des Abgeordneten
vorgesehen. Durch die Reise in den Wahlkreis konnte ich die Arbeit und das
Engagement des Abgeordneten direkt vor Ort beobachten. Die Erfahrung im
Wahlkreis war einer der Höhepunkte meines Praktikums. Der Wahlkreis des
Abgeordneten Herrn Baumann befindet sich in Sachsen, in der Erzgebirgsregion.
Es war für mich sehr wichtig zu erfahren, wie die ganze Arbeit, die in Berlin
während der Sitzungswoche gemacht wird, zum Bürger weitergeleitet und vermittelt
wird. Damit man die Bürger aus dem Wahlkreis über die Arbeit des Gesetzgebers in
Berlin informiert und um viele Beschwerden der Bürger entgegenzunehmen, muss ein
Abgeordneter ständig im Kontakt mit verschiedenen Vereinen, Organisationen,
Journalisten und Politikern aus der kommunalen Ebene sein. Diesen Eindruck hatte
ich aus der Erfahrung vor Ort bekommen.
Im Verlauf dieses Berichtes möchte ich meine persönlichen Eindrücke und
Erfahrungen über die verschiedenen Besuche bei den öffentlichen Behörden und
verschiedenen Vereine und Veranstaltungen.
Die erste Veranstaltung war der Kreisparteitag des CDU-Landeskreis Erzgebirge.
Da ich auch in einer Partei in Kosovo aktiv bin, interessierte mich wie die
Parteien in Deutschland in der Komunalen Ebene organisiert sind.
Während ich den Parteitag mit verfolgte suchte ich einige Unterschiede zwischen
Parteitagen in Deutschland und bei uns im Kosovo. Der Ablauf war fast gleich,
wie bei uns im Kosovo, aber die Organisation war ein Punkt wo ich sehr große
Unterschiede feststellen konnte. Obwohl das nicht eine sehr entscheidende
wichtige Wahl war, konnte man gleichzeitig die Seriosität und die lokere
Stimmung spüren.
Besuch bei verschiedenen Vereinen
Mein Eindruck war, dass das Vereinsleben in der Erzgebirgsregion eine wichtige
Rolle für die Leute spielt. Das konnte ich an der Vielzahl der Vereine sehen.
Dadurch konnten sie die alte Erzgebirgstradition am Leben halten und auch ihre
gemeinsamen Interessen miteinander führen. Zusammen mit Herrn Baumann haben wir
einige Vereine besucht und wurden sehr herzlich empfangen.
Auf dem Programm stand ein Besuch im Klöppel- und Schnitzerverein. Da ich mit
diesen Begriffen nichts anfangen konnte, freute ich mich schon zu erfahren, um
was für eine Beschäftigung es geht. Über 20 Rentnerinnen arbeiteten fleißig an
ihren Werken. Eine alte Tradition wurde in diesen Raum ausgeführt. Ich
bewunderte die Arbeit und vor allem die Energie die sie beim Klöppeln
ausstrahlten.
Ich würde sagen, je mehr solche Vereine funktionieren, desto weniger gibt es
Probleme zwischen den Menschen und das alltägliche Leben ist sehr gut
organisiert. Auch für einen Abgeordneten wie Herrn Baumann, der sehr aktiv in
seinen Wahlkreis ist, fällt es ihm leichter die Probleme und Bedürfnisse der
Bürger und Bürgerinnen zu erfahren und um sich einzusetzen.
Besuch im Rathaus Annaberg-Buchholz
Einer meiner Interessenbereiche ist die Öffentliche Verwaltung in den Kommunen.
In Kosovo arbeite ich im Ministerium für Selbstverwaltung der Kommunalen
Regierung. Deshalb war ein Besuch in der Stadtverwaltung in Annaberg- Buchholz
sehr informativ und erfahrungsreich. Ich konnte sehen wie die ganze Verwaltung
funktioniert. Das oberste Gebot in der Verwaltung ist hier der Bürgerinnen und
dem Bürger zu helfen. Seit 2002 gibt es in der Stadtverwaltung Annaberg-Buchholz
das Bürgerbüro. Dadurch kann der Bürger seine Beschwerden durch den
Bürgerbürodienst direkt an die bestimmte Abteilung senden.
Besuch bei der Bundespolizei und Asylbewerberheim
Dienstagmorgen war ein besonderer Besuch geplant. Zusammen mit Herrn Baumann
machten wir einen unangemeldeten Besuch bei der Bundespolizei in Schmalzgrube.
Es war für mich ein bisschen außergewöhnlich, dass ein Abgeordneter einen
unangemelden Besuch macht und auch Informationen über die aktuelle Lage bekommt.
Solch ein Besuch von einen Abgeordneten in Kosovo wäre es gar nicht möglich. Ein
Abgeordneter würde keine Informationen über die aktuelle Lage im Ort bekommen.
Nach dem Bericht von dem Leiter der Führungsgruppe besuchten wir die Zentrale
der Dienststelle. Herr Baumann führte direkt mit den Beamten Gespräche und nahm
die Beschwerden der Polizisten was die Technik und Logistik angeht an und mit.
Es war kein Besuch für den Wahlkampf sondern ein Einsatz des Abgeordneten. Nach
wenigen Tagen schrieb Herr Baumann einen Brief an das Bundesministerium des
Inneren und informierte sie über die aktuellen Arbeitsverhältnisse der
Bundespolizei in dieser Region. Gleich danach bekam das Büro von Herrn Baumann
die Nachricht, dass in kürzerer Zeit die Dienststelle der Bundespolizei in
Schmalzgrube zwei neue Dienstwagen bekommt. Dadurch habe ich gesehen, wie
wichtig die Rolle eines Abgeordneten ist. Ich hoffe, so eine Aktion würde auch
in kürzerer Zeit in meinem Land zur Stande kommen.
Am nächsten Tag stand der Besuch in einem Asylberwerberheim. Ich wollte sehen,
wie ein Asylheim in der Grenzregion funktioniert. Im Asylheim waren 100
Asylbewerber aus 25 verschiedenen Ländern. Darunter war auch eine Vier- köpfige
Familie aus dem Kosovo, die seit über einem Jahr in Deutschland ist. Die beiden
Leiter des Asylheims haben uns über den Zustand der Asylsuchenden informiert und
auch mit uns gemeinsamm einen Durchgang durch die Anlage gemacht. 100 Leute aus
25 Ländern können in einem sehr guten Zustand in dieser Anlage vorübergehend
leben. Was ich erwähnenswert finde, ist es, dass keine Konflikte zwischen den
verschiedenen Nationalitäten oder Religionen gibt.
Vortrag im Rotary-Club
Der
Rotary-Club in Annaberg trifft sich jede Woche am Mittwoch und behandelt
verschiedene aktuelle Themen. Ich hatte die Möglichkeit einen Vortrag über das
ehemalige Jugoslawien speziell über das Kosovo zu halten. Die Mitglieder waren
sehr interessiert und stellten auch viele Fragen über die Gebiete im ehemaligen
Jugoslawien.
Wärend dieser 10 Tage hatte Herr Baumann ein volles Programm für mich erstellt.
Ich habe nur einige Ereignisse aufgezählt, aber da waren auch viele andere
Besuche wie zum Beispiel: der Besuch der Wasserinformationsveranstaltung in
Schwarzenberg, das Fußballfest der Fleischer und Bäcker, der Besuch im
Beruflichen Gymnasium, die Veranstaltung der Volksbank Erzgebirge. Auch Besuche
in zwei erfolgreichen Betrieben, die nach der Wende privatisiert wurden und
erfolgreich aufgebaut worden sind, standen auf meinem Programm. Ich merkte, dass
der Prozess der Privatisierung, der in Ost-Deutschland vor 20 Jahren war, läuft
bei uns erst jetzt und mit fast gleichen Probleme und Hindernissen.
Insgesamt war ich sehr zufrieden mit der Reise in den Wahlkreis des Abgeordneten
Herrn Baumann. Ich habe viele neue Sachen gelernt und vieles versucht mit zu
nehmen, mit der Hoffnung, dass ich mich für solch einen Aufbau des Landes, wie
Ostdeutschland das vor 20 Jahren gemacht hat, einzusetzen.
Naim Zeqiri
IPS-Praktikant, Kosovo
Naim Zeqiri mit MdB Baumann bei der Bundespolizei in Schmalzgrube