13.06.2013
Redebeitrag Günter Baumann, MdB:
zu
TOP Top 59 der 246. Sitzung des Deutschen Bundestages am Donnerstag, den
13.06.2013:
Antrag der Fraktion SPD:
„Deutsches Engagement beim Einsatz von Polizistinnen und Polizisten in
internationalen Friedensmissionen stärken und ausbauen“
(Drucksache 17/8603)
Herr Präsident,
liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
meine sehr verehrten Damen und Herren,
zukünftig wird sich – und ich denke da sind wir uns alle einig - die
Bundesrepublik Deutschland auch weiterhin an einer Vielzahl unterschiedlicher
Friedensmissionen beteiligen, um so der Verantwortung gegenüber unseren
Partnerländer nachzukommen und Krisenländern die nötige Unterstützung zu bieten.
Wir können alle davon ausgehen, dass sich die deutsche Beteiligung an solchen
Missionen sogar verstärken wird.
Vor allem bei Einsätzen der Vereinten Nationen, der Europäischen Union, der NATO
sowie der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) sind
unsere Sicherheitskräfte gefordert. Deutschland sichert seinen Partnern sowohl
auf internationaler, als auch auf europäische Ebene jedwede Unterstützung im
Falle auftretender Krisensituationen zu.
Unterstützung muss dabei eben nicht ausschließlich in militärischer Hinsicht
geleistet werden. Vielmehr muss in allen Fällen, in denen Länder von Krieg und
Zerstörung betroffen sind, Aufbauarbeit geleistet werden, so dass jene Länder
demokratische Strukturen aufbauen und wieder Teil der Weltgemeinschaft werden
können.
Internationale Friedensmissionen verfolgen genau diese Ziele und in der
internationalen Zusammen- und Aufbauarbeit genießt Deutschland genießt ein hohes
Ansehen. Nicht zuletzt haben wir diesen guten Ruf unseren Polizeibeamten zu
verdanken, welche sich- entgegen ihres originären Auftrages des Schutzes der
inneren Sicherheit - für internationale, mitunter auch nicht immer
ungefährliche, Einsätze entscheiden und vor Ort wertvolle Arbeit leisten.
Diese Beamten riskieren ihr Leben, um in Krisenländern schwache
Sicherheitsstrukturen zu verbessern. In erster Linie übernehmen die Beamten die
Schulung und Ausbildung lokaler Polizeikräfte. Zudem überwachen sie zusätzlich
den Aufbau einer lokalen Polizeiorganisation.
Im Nachgang eines Konfliktes und für Stabilität des betroffenen Landes ist eine
funktionierende, nach demokratischen Grundsätzen operierende, verlässliche und
vertrauenswürdige Polizeiorganisation von absoluter Priorität. Stabile, nach
demokratischen Grundsätzen geführte Länder stellen außerdem keine Gefahr für die
internationale Staatengemeinschaft dar.
Die Arbeit deutscher Polizeibeamten bei solchen Einsätzen ist somit von höchster
Bedeutung und ihnen gebührt größter Wertschätzung.
Mit diesem Antrag verfolgt die SPD-Fraktion nun die Forderung, dieses Engagement
zu stärken und auszubauen. Im Grunde unterstütze ich dieses Anliegen voll und
ganz, muss jedoch darauf hinweisen, dass dieser Antrag keine konkreten
Lösungsansätze bietet, wie dieses Verlangen umgesetzt werden soll. So werden
zwar viele Forderungen in Bereichen gestellt, welche bei einem Einsatz von
Polizisten im Ausland berührt werden, jedoch fehlt es eindeutig an umsetzbaren
Vorschlägen.
Bund und Länder arbeiten bereits intensiv zusammen. So werden für
Friedensmissionen qualifizierte Beamte angeworben, vorbereitet und in
Krisengebiete entsendet. Ohne eine gute Zusammenarbeit zwischen dem Bund und den
Ländern, wären solche komplexen, in der Vorbereitung sehr umfangreichen
Missionen überhaupt nicht durchführbar.
Wie die Auslandseinsätze der Bundespolizei organisatorisch und konzeptionell
optimiert werden können, geeignete Beamte motiviert und entsprechend
zielgerichtete Maßnahmen getroffen werden können, wird immer wieder diskutiert.
Wir müssen einen Schritt weiter gehen. Allein die Forderung nach Vorschläge zur
Verbesserung genügt nicht. Vielmehr müssen konkrete Entscheidungen – im Hinblick
auf die Ausgestaltung der Einsätze der Polizisten im Ausland - getroffen werden,
welche – aus meiner Sicht – nur mit einem fraktionsübergreifenden Konzept
nachdrücklich gefordert werden können. Ein Alleingang einer Fraktion – zumal mit
einem so unausgereiften Forderungskatalog - ist dafür nicht ausreichend. Mit all
ihren Forderungen bleiben sie lediglich an der Oberfläche, ohne sich dem
Anliegen wirklich zu nähern.
Der Antrag weist zwar in die richtige Richtung, muss aber umfassenden gestaltet
werden. So besteht aus meiner Sicht ein vorrangiger Regelungsbedarf bei der
Festlegung der Länder, in denen Polizisten eingesetzt werden. Hier könnte ich
mir – wie bereits erwähnt – durchaus vorstellen, das wir in der nächsten
Legislaturperiode einen gemeinsamen, fraktionsübergreifenden Antrag erarbeiten
Der vorliegende Antrag ist jedoch abzulehnen.